Freitag, 21.12.2018
Wir haben heute das Dorf Muhorro besucht. Hier tobt der Konflikt zwischen den Dorfbewohnern, die mit ihren Feldern den Regenwald immer weiter verkleinern und den Schimpansen, denen der Wald zu klein wird und die daher anfangen die Felder abzuernten. Doch dazu später mehr.
Bei unserem Stopp in Sebitoli lernten wir den Wissenschaftler Paul kennen. Paul ist aus Uganda und hat in Dresden Forstwirtschaft studiert. In Dresden kann man Forstwirtschaft auf Englisch studieren. Wir kamen ins Gespräch, mit Barbara waren wir schnell beim Thema Schimpansen und ihrem Lebensraum. Da hatte Paul den Tipp, die Situation mal live anzuschauen. Er kennt da jemanden im Dorf Muhorro names Charles. Das wäre der Spezialist für Schimpansenkonflikte. Wir müssen nur in das Dorf zum Town Council fahren und nach Charles fragen. Ok, das ist der Plan.
Wir fahren wieder über Stock und Stein und erreichen tatsächlich das Dorf, eher schon eine kleine Stadt.
Nach nur drei mal fragen stehen wir vor dem Town Council.
Davor sitzen einige Männer auf Plastikstühlen im Schatten. Wir machen uns bekannt, tauschten die wichtigsten Informationen (Herkunft, Arbeit, Kinder) aus und wurden freundlich in die Runde aufgenommen.
Barbara geht in das Bürogebäude und spricht den Bürgermeister an, der ihr als erstes erklärt, das wir uns in einem Bantu-Königreich befinden und er den König repräsentiert. Habt Ihr denn auch einen König? Sie kontert sofort, dass wir Ludwig II hatten. Selbiger hat schöne Schlösser gebaut und nun kommen Touristen aus der ganzen Welt, um diese Schlösser anzuschauen. Sichtlich beeindruckt sagte er uns Hilfe bei der Suche nach Charles zu.
Nach kurzer Überlegung war der Plan klar. Der Bürgermeister rief den Bürgermeister des Nachbarortes oder Unterortes an, der uns abholen sollte, um uns zu Charles dem Schimpansen Experten zu bringen.
Nach kurzer Wartezeit kam er auch tatsächlich an. Eine kurze Vorstellung. Woher kommst du, was arbeitest du, wieviel Kinder hast du? könnten wir schon los. Da er nicht bereit war sein eigenes Auto zu nehmen (the road is too bumpy), räumten wir ihm die Rückbank bei uns frei. Dann ging es los. Straße, Weg, Feldweg, Offroad.
Am Ende erreichten wir die Hütte von Charles. Leider war er nicht da, sondern auf seinem Feld, an dem wir bereits vorbeigekommen waren.
Also stieg ein weiter Herr in unser Auto und wir führen wieder zurück. Auto auf dem Feldweg parken, zu Fuß auf die Suche nach Charles. Auf dem Weg zu seinem Feld kamen wir an ein unpassierbares Wasserloch, zumindest für uns. Der letzte Passagier balancierte mit seinen FipFlops über ein paar Äste und kam kurz darauf mit dem Schimpansenexperten Charles zurück. Er war gerade intensiv mit seiner Feldarbeit beschäftigt und hatte noch seine Machete in der Hand, sichtlich genervt, da gestört. Nach kurzem Palaver war er aber bereit uns den Konfliktbereich zu zeigen.
Also alle wieder ins Auto und zur nächsten Station. Einige Hütten, davor saßen Frauen und waren mit der Ernte beschäftigt. Was wollen diese Touristen hier?
Eine der Damen stelle sich als Women Leader heraus. Nachdem sie ihr Ok gab, gingen wir in die Felder. Der Regenwald war nur noch ein kleiner Sektor, während drum herum die Felder immer größer werden. Wenn Menschen auf Schimpanse treffen, werden diese attackiert. Die Schimpansen kommen bis an die Hütten.
Lösbar sei der Konflikt nur, wenn es Brunnen gäbe, damit Mensch und Tier nicht um die gleichen Wasserlöcher konkurrieren. Gleizeitig müsse man Waldgrundstücke aufkaufen, aufforsten und erhalten. Ideal wäre es, wenn die verschiedenen Waldfragmente wieder verbunden wären, damit die Schimpansen sich artgerecht bewegen könnten. Wir werden in den Rest des Regenwaldes geführt und Charles hat einen Trick, die Schimpansen anzulocken. Er stößt einen tiefen Brummton aus. Leider kommt kein Schimpanse. Wir sahen allerdings ihre Spuren und Nester. Auch waren sie hörbar.
Wir folgen dem Weg mit mittlerweile etwa 30 Dorfbewohnern, Männer, Frauen und Kinder.
Nachdem sich keine Schimpansen gezeigt haben und wir noch bei Tageslicht den Ort Hoima erreichen wollen, brechen wir die Suche ab.
Wir verabschieden uns freundlich, verteilen kleine Geschenke und verlassen die strahlende Dorfgemeinschaft wieder.
Bild: Barbara mit Women Leader, Charles und Dorfvorsteher
Hoima haben wir erst im Dunkeln erreicht. Ein Albtraum von Fahrt. Trotzdem sind wir im Hotel angekommen. Endlich wieder eine heiße Dusche. Gute Nacht!
Da zählen nur Jungs, die den Namen weitertragen. Und davon soviel wie möglich…
Uganda ist noch anders als Türkei 🙂
Bei vier Söhnen hörten wir damals schon öftermal „ Maschalla“
Drei sind einfach zu wenig für Uganda. Kinder sind die Altersversorgung!
Zu wenig. 10 sollten es schon sein.
Und wie kommen drei Kinder an, wenn zwei davon Mädchen sind?